Der kleine Lohrer
November 2008
Artikel aus „Der kleine Lohrer“ von Andreas Arnold
Ernst, kannst du mich fotografieren?
Ernst Huber (Foto: Andreas Arnold)
Es gibt ein Phänomen in Lohr und das heißt Ernst Huber. Eigentlich ist er ja „nur“ Lagerfachkraft bei der Firma Elau in Marktheidenfeld. Wenn es da nicht noch eine Leidenschaft gäbe: Fotografieren und ins Internet stellen der Bilder. „Alles nur ein Hobby“ äußert er sich dazu. Er wolle kein Geld damit machen. Und tatsächlich kann man diesem warmherzigen Menschen mit seinem offenen Wesen auch glauben, was er sagt. Huber hat so viel zu erzählen, dass es kaum in ein Buch passt, was er alles im Lauf der letzten 10 Jahre erlebt hat. Da ist die Rede von Kanadiern, die ihn darum baten, die alte Fischergasse abzufotografieren, weil sie dort geboren wurden. „Und ich bin der Verrückte, der es auch noch macht“.
Oder der rege Kontakt zu einem ausgewanderten Wombacher, der in Rom, einer Stadt im Bundesstaat New York lebt und als Starkoch in den USA schon die Clintons bekocht hat. Oder Rudi Carell, der auf der Durchfahrt Lohr zu Fuß erkundete und sich – als Internetverrückter – auf Hubers Seite einloggte und an den schönen Bildern über Lohr erfreute. Eine Dankes-E-Mail von Carell hat Huber heute noch.

Wild seien alle in erster Linie auf die Festwochenbilder. Er habe schon Anfragen zurückweisen müssen, in denen er von anderen Fotografen um die Erlaubnis, auf der Festwoche fotografieren zu dürfen, gebeten worden sei. Auch meldeten sich immer wieder Touristen bei ihm an, die er dann an die Stadt Lohr weiterverweisen müsse.
Huber knipste sein Leben lang schon immer gerne. Das nötige Know-how, auch im Umgang mit dem Internet, habe er sich selbst beigebracht und das sei nicht billig gewesen. Als er schließlich 20.000 ungerahmte Dias in seinem Keller
liegen sah und ein Urlaub nicht unter 50 Filmen ging, kam er auf die Idee, zumal die Technik schon so weit fortgeschritten war, die Bilder mit anderen zu teilen. Dann wurden die Digitalkameras auf den Markt gebracht. Das war der Knackpunkt für Huber.
1996 sendete er seine erste E-Mail mit Bildern an einen ehemaligen Klassenkollegen in die USA. Seither habe ihn das Bedürfnis, Fotos zu schießen und diese im Netz mit möglichst vielen zu teilen, nicht mehr los gelassen. Die Zahl der Besucher seiner Website ist inzwischen auf eine halbe Million angestiegen und verdopple sich regelmäßig jedes Jahr. Während der Festwochenzeit sei die Hölle los. Tägliche stehe er mit zwei durchschwitzen Hemden auf der Mainlände und knipse was seine Fujifine S 7000 so hergebe.
Die treue Gefährtin ist inzwischen übrigens auch schon in die Jahre gekommen. Bei einer viertel Million Bilder ist das aber auch kein Wunder.  Warum er sich diese ganze Arbeit überhaupt mache, sei auch für ihn nicht ganz verständlich. „Die unheimliche Resonanz fasziniert mich immer wieder“ ist Hubers Resümee. Warum Lohr als Stadt so interessant mache, wisse er auch nicht wirklich. In Lohr ist jedenfalls immer etwas geboten. Und bei keinem größeren Event darf Ernst Huber fehlen. Früher habe er gefragt, ob er einmal fotografieren dürfe. Inzwischen werde er extra eingeladen und nicht wenige fragen ihn: „Ernst, kannst du mich einmal fotografieren?“ Daraus erwachsen dann so interessante Bilder wie beim Weiberfasching, wenn sich fremde Frauen vor ihm auf die Straße werfen würden.
Es freue ihn, dass er so viele interessante Leute kennenlernen dürfe. Mario Barth, zum Beispiel. Dieser habe ihn nach Aschaffenburg eingeladen und Huber war verrückt genug, bis 1.30 Uhr mit ihm zu feiern und um 3.30 Uhr schon die ersten Bilder von ihm ins Netz gestellt zu haben. „Der Mario ist ganz normal. Einer wie du und ich. Wir haben uns gleich gut verstanden.“ Um 7.00 ging Huber dann arbeiten. Leider musste er aufgrund vertraglicher Vereinbarungen seine Bilder wieder aus dem Netz nehmen. „Aber das kommt eben vor und ist kein Problem für mich. Wer es nicht will, soll es mir sagen und ich nehme das Foto raus.“ Das komme allerdings selten vor. „Kennen sie noch die Elli aus DSDS?“ fragt er mich. „Mit ihr habe ich auch regen Kontakt. Ich darf da überall hin, wo sie auftritt. Sogar in die VIP-Bereich.“ Auch „Femina Musica“ zähle zu seinen besonderen Zöglingen. Auf Anfragen stelle er gerne seine Fotos zur Verfügung. Möglich sei die Speichermenge, die er benötige, nur durch das Bürgernetz hier in Lohr.
Dafür sei er besonders dankbar. „Das könnte ich sonst nicht bezahlen“. Sein neuestes Steckenpferd sei die HDR-Fotografie, bei der drei Belichtungen übereinander geschoben werden und damit tolle Effekte erzielt werden können. Er ist eben immer up-to-date, unser Ernst Huber. Hoffen wir, dass er noch lange Spaß an seinem Hobby hat. „Ich fotografiere eh’ nur, wenn es mir Spaß macht. Mich kann niemand dazu verpflichten“ beschreibt er seine bewundernswerte Freiheit.


Artikel aus „Der kleine Lohrer“ vom November 2008 von Andreas Arnold

Auch das Lohrer Echo berichtete im August 1999 schon  über den internetten Lohrer Ernst Huber

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