Bill Clinton: "Oh, Wombach - das kenne ich"

Erwin F.Siegler und Bill Clinton am 8.12.2000
Erwin F. Siegler und Bill Clinton am 8.12.2000

 Der ehemalige Wombacher hat als Koch international Karriere gemacht und lebt heute in den USA.

¤ VON ROLAND PLEIER ( MP)

"Gescheit ist er, der Mann", da ist sich Erwin Siegler sicher. Der gebürtige Wombacher spricht von Bill

Clinton, den die Ehre zu bekochen er im Dezember hatte. Nicht nur gescheit, sondern auch recht

locker und freundlich sei er gewesen, berichtet Siegler in einem Telefonat mit der Main-Post.

"Freut mich sehr, Dich kennen zu lernen", habe ihn der amerikanische Ex-Präsident begrüßt und die

Hand geschüttelt. "Woher kommst Du?" - "Oh," habe er selbst abgewiegelt, "das kennen Sie nicht, das

ist zu klein". Doch Clinton habe insistiert: "Nun sag schon!" Und so habe er dem damaligen

Präsidenten denn verraten: "Von Wombach". Darauf Clinton aus purer Freundlich- und Höflichkeit:

"Oh,Wombach, das kenne ich!"

Koch mit Leib und Seele

Siegler, geboren am 8. Februar 1936 in Wombach, ist Koch mit Leib und Seele. Gelernt hat er 1953

bei dem Lohrer Feinkost-Spezialisten Rudolf Englert, der damals auch Landrat im Landkreis Lohr war.

Dieser empfahl ihn dann in die Schweiz, wo er in besten Häusern tätig war, etwa im Kulm-Hotel in St.Moritz, im "Bär" in

Interlaken, in Hotels in Solothurn, Bern, Korfu, Rhodos und in England.

"Das war das Sprungbrett für mich", so Siegler, dessen amerikanischer Akzent heute wesentlich deutlicher ist als der

Dialekt seiner Heimat. Dieses Sprungbrett schleuderte ihn zunächst vor den Traualtar (1963 heiratete Siegler in Mariabuchen

die Schweizerin Edith Bossard aus Luzern), und noch im gleichen Jahr nach Amerika, ins Original Radisson-Hotel.

Clinton jedoch bediente er nicht in einem Hotel. Denn seit 25 Jahren betreiben er und seine Frau in Omaha (Nebraska)

"Sieglers Catering Service", eine Art Party-Service, wie Siegler selbst übersetzt, scheinbar aber der gehobenen Art. Denn in

der 375 000-Einwohner-Stadt Omaha leben viele Millionäre, so Siegler. Bei einem davon, Win Gubta, war Clinton im

Dezember 2000 zu Gast. Das war selbst für Siegler kein gewöhnlicher Termin - obwohl er vor 25 Jahren schon den

damaligen Präsidenten GeraldFord und 1991 den Vater des heutigen Präsidenten, George Bush senior bedient hatte.

Dreieinhalb Stunden vorher mussten alle seine Helfer im Haus des Gastgebers sein und dieses nicht mehr verlassen, bis der

Präsident weg war. Nach einer eingehenden Leibesvisitation wurde das gesamte Personal (mit Küchenhilfe und Barkeeper 18

Personen) für 45 Minuten in ein beheiztes Zelt neben dem Swimming-Pool geschickt - bis das Haus nach Bomben durchsucht

worden war.Ums Haus standen herum zehn berittene Polizisten.Neben den 120 Gästen hatte er auch noch

80 FBI-Leute und Leibwächter sowie 35 Journalisten zu bewirten.

 "Das Menü war kurz und einfach, da die Zeit eine große Rolle spielte", schrieb Siegler in

einer E-Mail an den Sendelbacher Internet-Experten Ernst Huber, der den Kontakt zu ihm herstellte. "Es gab

Hummer, Lachs und junge Lammkoteletts und eine leichte Nachspeise mit frischen Himbeeren." Dem Präsidenten scheint es

geschmeckt zu haben. "Hey, Erwin, arbeite nicht so viel", habe Clinton ihm zugerufen, erzählt Siegler.

"Die Arbeit muss gemacht werden",antwortete er kurzerhand.

 Und auch nach seinem 65. Geburtstag am kommenden Donnerstag wird Siegler, der mit vier

Schwestern und vier Brüdern aufgewachsen und mit dem Zweiten Bürgermeister von Lohr, Horst Siegler (nicht verwandt mit

ihm), und dem Gewerbeverbandsvorsitzenden Heribert Endres zur Schule gegangen ist,

seine Hände nicht in den Schoss legen. "Das Chaiselongue wird zu viel abgenützt, wenn ich daheim sitze", witzelt er,

obwohl es durchaus einige Interessenten gebe, die ihm sein Geschäft abkaufen wollen.

Offen ist auch, wo er und seine Frau sich zur Ruhe setzen werden. Vielleicht bei der Tochter in Colorado, so Siegler.

 Diese hat ebenso ein Kind wie Sieglers Adoptivsohn. Nach Wombach zurückzukehren, das kann sich der weltgereiste

Meister-Koch nicht vorstellen: "Ganz zurück", meint er, "nein, das wär schwierig."