Sonderausstellung im Schulmuseum
 28. Juli 2012 bis. 29. August 2012

„Das Zeitalter Friedrichs des Großen“

Als Ergänzung zur derzeitigen Sonderausstellung im Lohrer Schulmuseum „Ein überragender nordischer Führer? - Friedrich der Große und das Dritte Reich“ zeigt das Museum im Eingangsbereich ab 28. Juli 2012 bis 29. August 2012 die Sonderausstellung „Das Zeitalter Friedrichs des Großen“.
(Gemälde von C. Röchling.): „KÖNIG FRIEDRICH UND DIE POTSDAMER SCHULJUGEND“. (aus: „Friedrich der Grosse, dem deutschen Volke geschildert in bildlichen Darstellungen von Carl Röchling u. Richard Knötel und in historischer Ausführung von Hermann Müller-Bohn, herausgegeben v. Paul Kittel, mit Buchschmuck v. Franz Stassen“, Berlin 1901. (Foto: Udo Kleinfelder, Lohr)
(Gemälde von C. Röchling.): „KÖNIG FRIEDRICH UND DIE POTSDAMER SCHULJUGEND“. (aus: „Friedrich der Grosse, dem deutschen Volke geschildert in bildlichen Darstellungen von Carl Röchling u. Richard Knötel und in historischer Ausführung von Hermann Müller-Bohn, herausgegeben v. Paul Kittel, mit Buchschmuck v. Franz Stassen“, Berlin 1901. (Foto: Udo Kleinfelder, Lohr) Eine oft erzählte Anekdote: Bei einem Ausritt rief er einst übermütigen Jungen zu: „Macht, dass ihr in die Schule kommt!“ Darauf erhielt er die Antwort: „Der Alte Fritz will König sein und weiß nicht, dass Mittwoch Nachmittag keine Schule ist.“
Einige Hinweise auf das wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Leben in dieser Zeit:
„Die Macht Preußens ist nicht auf inneren Reichtum, sondern allein auf gewerblichen Fleiß begründet.“, schrieb Friedrich II. in seinem politischen Testament 1752. Aus dieser Erkenntnis heraus förderte Friedrich mit allen Kräften die Entwicklung und Expansion heimischer Gewerbe. In den Wirtschaftsbereichen, die von strategischer Bedeutung waren oder als gewinnträchtig galten, richtete die preußische Regierung eigene Monopole ein, stellte Gelder bereit, kontrollierte die Qualität und war am Ertrag beteiligt. Staatsmonopole gab es auf Tabak, Holz, Salz, Kaffee usw. Die oberste Aufsicht erfolgte durch staatliche Beamte.
„Der König überall“ heißt dieses Gemälde von R. Warthmüller aus dem Jahr 1886. Es zeigt Friedrich II. bei der Inspektion der Kartoffelfelder im Oderbruch. (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Kartoffelmuseums in München)
„Der König überall“ heißt dieses Gemälde von R. Warthmüller aus dem Jahr 1886. Es zeigt Friedrich II. bei der Inspektion der Kartoffelfelder im Oderbruch. (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Kartoffelmuseums in München)Der berühmte Kartoffelbefehl Friedrichs II.: „Circular-Ordre vom 24. März 1756 an sämmtliche Land- und Steuer-Räthe, Magisträte und Beamte“:„Es ist Uns in höchster Person in Unsern und anderrn Provintzien die Anpflanzung der sogenannten Tartoffeln, als ein nützliches und so wohl für Menschen, als Vieh auf sehr vielfache Art dienliches Erd Gewächse, ernstlich anbefohlen.“„Übrigens müßt ihr es beym bloßen Bekanntwerden der Instruction nicht bewenden, sondern durch die Land-Dragoner und andere Creißbediente Anfang May revidieren lassen, ob auch Fleiß bey der Anpflantzung gebraucht worden, wie Ihr denn auch selbst bey Euren Bereysungen untersuchen müsset, ob man sich deren Anpflantzung angelegen seyn lasse.“Historischer Hinweis: Im Jahr 1755 schmückte der Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky seinen Weihnachtsbaum in Berlin mit versilberten und vergoldeten Kartoffeln und wollte auf diese Weise die Bemühungen Friedrichs des Großen (auch als Kartoffelkönig in die Geschichte eingegangen) unterstützen, die Kartoffel als Grundnahrungsmittel in Preußen einzuführen.
Adel und Bürgertum blieben in ihren traditionellen Rechten und Pflichten streng gesondert. Die Forderung nach Freiheit und Gleichheit lehnte Friedrich, der wie kaum ein anderer Monarch seiner Zeit den sog. aufgeklärten Absolutismus verkörperte, aber auch Despot genug war, die Menschen einer straffen Führung zu unterwerfen, strikt ab.

Das deutsche Geistesleben entfaltete sich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zu seiner höchsten Blüte. Keine Zeit vorher und nachher hat so viele bedeutende Dichter und Komponisten hervorgebracht. Erst die französischen Revolutionstruppen unter Napoleon, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts weite Teile Europas mit Krieg überzogen, schlugen sich auch negativ auf das deutsche Geistesleben nieder.

Meißener Porzellan als Kriegsbeute
Bereits im Zweiten Schlesischen Krieg 1744/45 hatte Friedrich II. mit großem Interesse die sächsische Manufaktur besichtigt und 52 Kisten mit von ihm selbst ausgesuchten Figuren und Geschirren nach Berlin bringen lassen.
Während des Siebenjährigen Krieges 1756-1763 beschlagnahmte der König die gesamte Meißener Manufaktur, betrachtete sie als sein persönliches Eigentum und verpachtete sie ab 1762 zu einem monatlichen Zinssatz von 12000 Gulden. Unabhängig davon ließ er verschiedene Services im Wert von insgesamt 283679 Gulden anfertigen, ohne diese zu bezahlen. Darunter war auch das Service mit „preußisch-musikalischem Dessin“, heute auch als „Möllendorf-Service“ bekannt.
Dieses Service wurde zum Teil von Friedrich selbst entworfen. Der König schenkte es dem Feldmarschall von Möllendorff in Anerkennung dessen großer Verdienste im Siebenjährigen Krieg.
Musizierendes Rokokopaar; Meißener Porzellan (Foto: Eduard Stenger)
Musizierendes Rokokopaar; Meißener Porzellan (Foto: Eduard Stenger)
Akademisches Proletariat?
Friedrich der Große legte von Anfang an großen Wert auf eine gute und solide Schulausbildung seiner Untertanen. Schon vier Monate nach seiner Thronbesteigung, am 13. Oktober 1740, ließ Friedrich II. durch ein Edikt bekannt geben, daß es ihm bitter ernst sei mit seinem Grundsatz „Ein weiser Fürst muß allen seinen Eifer daran setzen, für die Erziehung der Jugend besser zu sorgen.“
Kaum ein Jahr nach seinem ersten Edikt, am 29. Oktober 1741, hielt es Friedrich abermals für notwendig, mitten aus den Kriegshandlungen des ersten Schlesischen Krieges heraus eine neue Bekanntgabe, - diesmal an die Edelleute - zu richten mit der strikten Erwartung, „daß es bei dem einmal festgesetzten Schulregiment in der nach demselben gemachten Einrichtung beständig sein Verbleiben haben und dawider keine Veränderung – unter welchem Vorwande es auch sein möchte – vorgenommen und gemacht werden sollte!“
Handgeschriebenes Rechenbuch (um 1760), Tintenfass mit Rokokomotiven (Meißen um 1860) und Gänsekiel zum Schreiben (Foto: Eduard Stenger)
Handgeschriebenes Rechenbuch (um 1760), Tintenfass mit Rokokomotiven (Meißen um 1860) und Gänsekiel zum Schreiben (Foto: Eduard Stenger)
Auch in den inneren Schulbetrieb griffen seine Verordnungen ein. In einem Erlass vom 23. Oktober 1742 heißt es unter anderem: „Da die Schulmeister und ihre Gesellen statt der Eltern sind, so sollen sie sich der Jugend aufs treulichste annehmen und sie im Katechismus und anderen guten Künsten mit Fleiß unterrichten.“
Der König warnte aber auch vor einer unangemessenen und unpassenden Akademisierung in seinem Herrschaftsbereich. In dem „Circularium“ vom 22. Okt. 1765 „wegen Mißbrauch des Studierens an sämtliche Landräte Schlesiens“, sprach er sein Missfallen darüber aus, „daß sehr viele Schulzen, Bauern, Schankwirte, Gärtner und Häusler ihre Kinder den Studiis widmen (...)“ und dadurch „das Land mit Leuten überschwemmt wird, welche teils wegen ihrer natürlichen Unfähigkeit, teils wegen Mangel der nötigen Subsidien nichts Rechtschaffenes lernen und als unnütze Glieder dem Lande zur Last fallen und zu nichts zu gebrauchen sind, hierdurch aber dem Publico nützliche Feldarbeiter, Handwerker und Professionisten entzogen werden, womit dem Lande mehr als mit Viertel-Gelehrten gedient ist, die oftmals nicht fähig sind, einen vernünftigen Brief zu schreiben“.
Sapere aude!
Der bedeutendste deutsche Philosoph jener Zeit war der Preuße Immanuel Kant. Vor allem mit seinen Schriften zum Thema „Aufklärung“ schuf er die Grundlagen für den sog. mündigen Bürger. In einem seiner berühmtesten Aufsätze schrieb er 1781: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!, ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Ovale Schale mit figuraler höfischer Szene in einer Parklandschaft; Meißener Porzellan, 2. Hälfte 18. Jahrhundert (Foto: Eduard Stenger)
 Ovale Schale mit figuraler höfischer Szene in einer Parklandschaft; Meißener Porzellan, 2. Hälfte 18. Jahrhundert (Foto: Eduard Stenger)
In exemplarischer Weise und an sechs Themenkreisen ermöglicht die Ausstellung „Das Zeitalter Friedrichs des Großen“ vielseitige Einblicke in das Leben der damaligen Zeit. Vor allem das ausgestellte Meißener Porzellan aus dem bedeutenden Bestand eines langjährigen Arnsteiner (in Unterfranken) Sammlers sowie andere originale Objekte dürften das Interesse der Besucher wecken
(Texte: Eduard Stenger)

Das Lohrer Schulmuseum im Ortsteil Lohr-Sendelbach ist von Mittwoch bis Sonntag und an allen gesetzlichen Feiertagen jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gruppen können auch nach vorheriger Absprache außerhalb der regulären Öffnungszeiten das Museum besuchen. (Kontakt: Eduard Stenger, Zum Sommerhof 20, 97816 Lohr a.Main; Tel. 09352/4960 oder 09359/317, e-Mail: eduard.stenger@gmx.net )

Ernst Huber
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