„Im Schatten des Hakenkreuzes
Die Kinderwelt im Dritten Reich“
Sonderausstellung im Lohrer Schulmuseum vom 30. Jan. 2013 bis 12. Jan. 2014
(Wichtiger Hinweis: Die Fotos zeigen originale Bilder, Dokumente usw. aus der Zeit von 1933 bis 1945.
Alle Fotos dienen ausschließlich der staatsbürgerlichen Aufklärung und nicht einem
propagandistischen Zweck im Sinne des § 86 und 86a StGB.)


„Das Wesentliche einer Revolution ist nicht die Erringung der Macht, sondern die Erziehung der Menschen. (Adolf Hitler)“,
heißt es im Vorwort  zu den Richtlinien über „Erziehung und Unterricht in den bayerischen Volksschulen“, 4. Auflage, 1943.
Was unter diesem Kernsatz zu verstehen war, wird in einer Sonderausstellung des Lohrer Schulmuseums vom 30. Jan. 2013 bis 12. Jan. 2014 am Beispiel der „Fibel der Mark Brandenburg“ aus dem Jahr 1943 deutlich.
„Pimpfe“ (zehn- bis vierzehnjährige Jungen) auf dem Marsch;   Seitenillustration aus:„Fibel der Mark Brandenburg“
„Pimpfe“ (zehn- bis vierzehnjährige Jungen) auf dem Marsch;   Seitenillustration aus:„Fibel der Mark Brandenburg“ 1943.

Mädchen spielen mit Puppen – Vorbereitung auf die spätere Mutter und Hausfrau; Seitenillustration aus: „Fibel der
Mädchen spielen mit Puppen – Vorbereitung auf die spätere Mutter und Hausfrau; Seitenillustration aus: „Fibel der Mark Brandenburg“ 1943.

„Eintopfsonntag“; Seitenillustration aus: „Fibel der Mark Brandenburg“ 1943.
„Eintopfsonntag“; Seitenillustration aus: „Fibel der Mark Brandenburg“ 1943. Einmal im Monat von Oktober bis März sollte in allen deutschen Haushalten nur Eintopf (vor allem) als Zeichen der Solidarisierung mit der NS-Volksgemeinschaft gegessen werden.

Stark vergrößerte farbige Bildkopien und die jeweiligen Original-Texte zeigen dem Jahresverlauf folgend einen konfliktfreien
harmonischen Lebensraum im bäuerlichen und kleinbürgerlichen Bereich. Die zunehmenden Belastungen und Bedrohungen durch den Krieg oder andere Problemkreise wurden ausgespart. An den Krieg erinnerten bestenfalls durch die Stadt marschierende Soldaten und Manöver – zumindest für die Buben eine höchst aufregende Angelegenheit. Heroisierend wurde an die Toten des 1. Weltkrieges erinnert („Sie starben für das Vaterland.“). Unübersehbar und ständig präsent war die NS-Ideologie als selbstverständlicher Teil des Schullebens – bedingungslose Anpassung und Ausrichtung wurden vorausgesetzt.
Der Lohrer Kindergarten (undatiertes Foto) – Hitlerbild und Hakenkreuz gehörten auch im Kindergarten zum
Der Lohrer Kindergarten (undatiertes Foto) – Hitlerbild und Hakenkreuz gehörten auch im Kindergarten zum obligatorischen Wandschmuck.
(Foto Kleinfelder, Lohr a.Main)

Klassenzimmer aus der hiesigen Region um 1935: Das Hitlerbild ist zweimal vorhanden, das Kreuz sollte nach 1941 als
Klassenzimmer aus der hiesigen Region um 1935: Das Hitlerbild ist zweimal vorhanden, das Kreuz sollte nach 1941 als „unpassender Wandschmuck“ bei Gelegenheit entfernt werden. (Foto Kleinfelder, Lohr a.Main)

So konnte schon der Schulanfänger durch die Fibel erfahren, dass er sich an den nationalsozialistischen Aktivitäten zu beteiligen hatte und dass die nationalsozialistischen Jugendorganisationen (HJ und BDM) neben Schule und Elternhaus eine wichtige Rolle im Leben der Kinder und Jugendlichen spielten. Besonders deutlich wird das im Text auf Seite 67 der Fibel: „Heinrich und Helmut gehen zum Heimabend. Unterwegs treffen sie Horst und Werner. Von weitem sehen sie am Maste die Flagge mit dem Hakenkreuz. Sie treten ein und rufen 'Heil Hitler!'
Nun sitzen sie um den Tisch. Zuerst lernen sie ein neues Lied. Dann liest Hermann vor: Ein Pimpf hat Adolf Hitler auf dem Obersalzberg gesehen. Sonnabend und Sonntag soll ein Marsch gemacht werden. In der Herberge werden sie übernachten.“
Immer wieder wurde die unterschiedliche Erziehung von Buben und Mädchen dargestellt, deutlich erkennbar in den Szenen des Alltags: Der Bub spielte mit Soldaten und Panzern, das Mädchen mit Puppen.
Würfelspiel „Der Siegeslauf des Hakenkreuzes“. (Foto Kleinfelder, Lohr a.Main)
Würfelspiel „Der Siegeslauf des Hakenkreuzes“. (Foto Kleinfelder, Lohr a.Main)

Würfelspiel „Stukas greifen an“. (Foto Kleinfelder, Lohr a.Main)
Würfelspiel „Stukas greifen an“. (Foto Kleinfelder, Lohr a.Main)

Andere Themen bezogen sich auf die heimatliche Lebenswelt (z.B. Gartenarbeiten im Jahresverlauf, handwerkliche Berufe usw.) als „Abbild des völkischen Lebens, in der sich die Kinder als in ihr verwurzelte Glieder des deutschen Volkes erkennen sollen (...) der Heimatmensch in blutsverbundener Gemeinschaft, in seinem Wirken und Schaffen.“ (Richtlinien vom 23. Juli 1940). Mit verschiedenen weiteren Exponaten zeigt die Ausstellung außerdem, dass die NS-Indoktrination sich auch über ein
reichhaltiges Angebot an Spielen aller Art auf die Freizeit erstreckte. Neben den üblichen Spielsachen gab es nun Stahlhelme
in originalgetreuer Nachbildung für die Buben, Würfelspiele („Stukas greifen an“) usw. als selbstverständlicher Teil des
kindlichen Alltags – sie belegen, dass das Kinderspielzeug als ein wirkungsvolles Werbemittel für politische-ideologische
Beeinflussungen und Ausrichtungen der Kinder eingesetzt wurde, in ähnlicher Weise später in der DDR.
„Trau keinem Fuchs auf grüner Heid und keinem Jud bei seinem Eid - Ein Bilderbuch für Groß und Klein“, von Elvira
„Trau keinem Fuchs auf grüner Heid und keinem Jud bei seinem Eid - Ein Bilderbuch für Groß und Klein“, von Elvira Bauer, Stürmerverlag Nürnberg, 1936. Dieses Buch entsprach in Wort und Bild allen üblichen und üblen Klischees der Antisemiten. Das antisemitische Hetzbblatt „Der Stürmer“ empfahl das Buch der achtzehnjährigen Kunststudentin wärmstens für jeden Weihnachtstisch.

Dass dabei auch die Freizeitliteratur nicht ausgespart wurde, braucht eigentlich nicht erwähnt zu werden. Ein extremes
Beispiel dafür ist das ausgestellte antisemitische Kinderbuch „Trau keinem Fuchs auf grüner Heid und keinem Jud bei seinem Eid“ - Ein Bilderbuch für Groß und Klein“, von Elvira Bauer, Stürmerverlag Nürnberg, 1936. Dieses Buch entsprach in Wort und Bild allen schlimmen Klischees der Antisemiten.

Das antisemitische Hetzblatt „Der Stürmer“ empfahl das Buch der achtzehnjährigen Kunststudentin wärmstens für jeden
Weihnachtstisch. So ermöglicht die Jahressonderausstellung im Gewölbekeller des Lohrer Schulmuseums den Besuchern ein anschauliches Bild von dem Leben der Kinder im Dritten Reich, vor allem aber von den Möglichkeiten der politischen Manipulation, der die Kinder ausgesetzt waren, und durch die die Kinder in ihrer Entwicklung geprägt wurden.
Weitere Aussagen zu diesem Thema finden sich in der ständigen Ausstellung des Schulmuseums mit den Schwerpunkten Kaiserzeit und Drittes Reich.

Das Lohrer Schulmuseum im Ortsteil Lohr-Sendelbach ist von Mittwoch bis Sonntag und an allen gesetzlichen Feiertagen jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gruppen können auch nach vorheriger Absprache außerhalb der regulären Öffnungszeiten das Museum besuchen.
 (Kontakt: Eduard Stenger, Zum Sommerhof 20, 97816 Lohr a.Main; Tel. 09352/4960 oder 09359/317, e-Mail: eduard.stenger@gmx.net)

Ernst Huber
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