Neues aus dem Lohrer Schulmuseum:
Handgeschriebenes Rechenbuch aus dem Jahr 1747


Vor einigen Tagen rief Herr Lutz Wüllenweber aus Aachen im Lohrer Schulmuseum an und fragte, ob Interesse an einem handgeschriebenen Lohrer Rechenbuch aus dem Jahr 1747 vorhanden sei. Wohl wissend, dass gerade Rechen-Schulbücher aus dem 18. Jahrhundert äußert selten sind – in gedruckter Form gab es sie in ländlichen Regionen nahezu überhaupt nicht - fragte der Museumsleiter vorsichtig nach dem Preis, der möglicherweise die finanziellen Möglichkeiten des Museums hätte übersteigen können. Herr Wüllenweber, verheiratet mit Ursula, der Tochter des inzwischen verstorbenen Berufsschullehrers Alfons Dildei (damals Fischergasse 18), erklärte, dass er das Buch dem Lohrer Schulmuseum, auch auf Wunsch seiner Ehefrau, schenken wolle, und drei Tage später konnte sich der Museumsleiter über ein ungewöhnliches Schulbuch freuen, das nun zugleich auch das älteste nachweisbar in Lohr verwendete Schulbuch im Lohrer Schulmuseum ist.
Doppelseite in dem handgeschriebenen Lohrer Rechenbuch aus dem Jahr 1747
Doppelseite in dem handgeschriebenen Lohrer Rechenbuch aus dem Jahr 1747

Ein wohl von Alfons Dildei handgeschriebener beiliegender Text „Handgeschriebenes Rechenbuch des damals 14-jährigen Johannes Andonius Dildey anno 1747“ ist ein wichtiger Quellenhinweis, der ergänzt wird durch einen Original-Namen-Eintrag auf der Innenseite des hinteren Einbanddeckels und den weiteren handschriftlichen Eintrag auf der Innenseite des vorderen Einbanddeckels „Diese Buch gehört Johan Anton Dildey in Lohr. Die unterschiedliche Schreibung des Namens könnte ein Hinweis sein, dass der Schreiber des Buches evtl. in Latein unterrichtet worden war. Offen bleibt die Frage, warum ein vierzehnjähriger Junge das Buch schrieb. Möglicherweise gab es da noch weitere Informationen, die inzwischen verlorengegangen sind. Auch Nachforschungen im Lohrer Archiv durch Herrn Josef Harth brachten keine neuen Informationen über die Dildey Familie im 18. Jahrhundert.
„Öffentlicher Schulpreis der k. Landw. und Gewerbeschule Aschaffenburg aus der Religionslehre für den Schüler des I. Curses Gustav Heinrich Rexroth von der Lichtenau.
„Öffentlicher Schulpreis der k. Landw. und Gewerbeschule Aschaffenburg
aus der Religionslehre für den Schüler des I. Curses Gustav Heinrich
Rexroth von der Lichtenau. Aschaffenburg 1.September 1846.“
Das Buch mit dem Titel „Der Sieg des Christenthums, Geschichte
der Pflanzung und Verbreitung des Evangeliums durch die Missionen“,
 gedruckt 1845 in Leipzig, hat möglicherweise den jungen Gustav Heinrich
nicht unbedingt zum schnellen Lesen motiviert.
Vorderer Einbanddeckel eines Buchpreises 1862. Das aufgedruckte bayerische Wappen betonte die Bedeutung einer solchen Ehrung für besondere Schulleistungen.
Vorderer Einbanddeckel eines Buchpreises 1862. Das aufgedruckte bayerische
Wappen betonte die Bedeutung einer solchen Ehrung für besondere Schulleistungen.
In jedem Fall ist das großzügige Geschenk aus dem über 250-jährigen Besitz einer alten Lohrer Familie eine wertvolle Bereicherung des Lohrer Schulmuseums. Bei dieser Gelegenheit möchte der Museumsleiter darauf hinweisen, dass es sicher in den alten Lohrer Häusern manches gibt, was für das Schulmuseum von großer Bedeutung sein könnte. So fehlen vor allem noch Dokumente , Fotos, Schülerhefte, Schulzeugnisse usw. über die Lohrer Lateinschule und die anderen Lohrer Schulen im 19. Jahrhundert.
„I. Preis aus dem allgemeinen Fortgange zuerkannt dem Schüler der I. Latein-Classe Friedrich Fischer aus Lohr a.M.Lohr, dem 6. August 1868.Das kgl. Subrektorat der Lateinschule: Baader, Subrektor
„I. Preis aus dem allgemeinen Fortgange zuerkannt dem Schüler der
I. Latein-Classe Friedrich Fischer aus Lohr a.M.Lohr, dem 6. August 1868. Das kgl. Subrektorat der Lateinschule: Baader, Subrektor
Fragment eines Schreibsets aus dem Jahr 1686. Es wurde beim Abriss des Göpferthauses gefunden. Die beiden Einsätze (Tintenfass und Streusanddose) fehlen.
Fragment eines Schreibsets aus dem Jahr 1686. Es wurde beim Abriss des Göpferthauses
gefunden. Die beiden Einsätze (Tintenfass und Streusanddose) fehlen.

„Entlaß-Schein“ aus dem Jahr 1824 für die 1810 geborene Lohrer Schülerin der Werktagsschule (Volksschule) Maria Anna Dildei.
„Entlaß-Schein“ aus dem Jahr 1824 für die 1810 geborene Lohrer Schülerin der Werktagsschule (Volksschule) Maria Anna Dildei.
Anna Maria Dildei war die Großmutter von Maria Sopp. Maria Sopp heiratete 1894 Leo Goepfert. So könnte es sein, dass das Fragment
des Schreibsets von 1686 (siehe Foto 5) aus dem ursprünglichen Besitz der Familie Dildei stammt. Ausgestellt wurde der Schein
zum Preis von 12 Kreuzern von der „Local-Schulinspection“ Stadtpfarrer Schmitt sowie dem Lehrer Elsässer. (Preisvergleich:
Ein Taglöhner erhielt 1830 pro Tag  20 Kreuzer für eine Arbeitszeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.)
Anmerkung: Im Jahr 1808 wurden in Bayern Volksschulzeugnisse als Entlassscheine eingeführt. Sie dienten zunächst zur
Durchsetzung der Schulpflicht. Die Entlassscheine wurden den Abgängern der Werktagsschulen(im Alter von 12-14 Jahren)
sowie der Sonn- und Feiertagsschulen (im Alter von 16-18 Jahren) nach bestandener öffentlicher Prüfung vom
Lokalschulinspektor (Pfarrer) und dem Lehrer ausgestellt.Der Entlassschein aus dem Jahr 1824 ist das früheste
 Lohrer Schulzeugnis im Lohrer Schulmuseum.

Das Lohrer Schulmuseum im Ortsteil Lohr-Sendelbach ist von Mittwoch bis Sonntag und an allen
gesetzlichen Feiertagen jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gruppen können auch nach vorheriger
Absprache außerhalb der regulären Öffnungszeiten das Museum besuchen.
(Kontakt: Eduard Stenger, Zum Sommerhof 20, 97816 Lohr a.Main;
Tel. 09352/4960 oder 09359/317,
e-Mail: eduard.stenger@gmx.net)

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