Ein museales Angebot für Weihnachten 2012
vom Lohrer Schulmuseum 
Frohe Weihnachten

Das Lohrer Schulmuseum lädt an den beiden Weihnachtsfeiertagen (Dienstag und Mittwoch) während der regulären Öffnungszeiten von 14:00 bis 16:00 Uhr zu einem kostenlosen Besuch des Museums ein.

Mit dem politisch-geschichtlichen Konzept, das auf die Zeit von 1789 (Französische Revolution) bis 1989 (Zusammenbruch der DDR) ausgerichtet ist und die Abhängigkeit der Schulentwicklung und des gesamten Erziehungswesens von totalitären Strömungen dieser Epoche akzentuiert, hat sich das 1989 eröffnete Lohrer Schulmuseum schnell einen überregionalen Ruf als bedeutende Dokumentationsstätte des pädagogischen Alltags vergangener Zeiten erworben.

Großbürgerliches Wohnzimmer um 1900: Rollenverständnis in der Kaiserzeit; (Vitrine-Teilansicht)

Großbürgerliches Wohnzimmer um 1900: Rollenverständnis in der Kaiserzeit; (Vitrine-Teilansicht)
Während der Vater die Tageszeitung liest und so sein Interesse an den politisch-gesellschaftlichen Vorgängen erkennen lässt,
sitzt die Mutter im Nebenzimmer an der Nähmaschine. (Foto: Udo Kleinfelder Lohr)

Schwerpunkte des Museums sind das Deutsche Kaiserreich (1871-1918) und das Dritte Reich (1933-1945). Die Anordnung der Themenkreise unter Einbeziehung der außerschulischen Erziehung (z.B. im Elternhaus und durch die Kirchen) verdeutlicht Ähnlichkeiten, Veränderungen und Unterschiede dieser Zeitabschnitte.
Das Lohrer Schulmuseum zählt heute, auch in Bezug auf Raumgestaltung und Präsentation, national wie international zu den attraktivsten Museen seiner Art.

„Stets blank und rein der Topf soll sein.“ – „Die städtische Küche“  (Hintergrund: Bild in einem Kinderbuch um 1900)

„Stets blank und rein der Topf soll sein.“ – „Die städtische Küche“  (Hintergrund: Bild in einem Kinderbuch um 1900)
Mädchenerziehung vor 100 Jahren: Traumberuf Hausfrau („Kinder, Küche, Kirche“); (Vitrine-Teilansicht) (Foto: Eduard Stenger)

Übrigens: Auch in Bezug auf die Freizeitgestaltung der Kinder ermöglicht das Museum viele interessante Einblicke in vergangene Zeiten und zeigt, wie sehr die Kinderwünsche auch Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes waren oder von diesem bestimmt wurden: Rollenverständnis von Mann und Frau, technischer Stand, Militarismus, Rassismus usw. manifestierten sich auch in den jeweiligen weihnachtlichen Geschenken für die Kinder und entsprechend in den Angeboten der Geschäfte und Warenhäuser.

Womit die 1865 geborene Lohrer Kaufmannstochter Maria Sopp als kleines Mädchen spielte. (Vitrine-Teilansicht)
Womit die 1865 geborene Lohrer Kaufmannstochter Maria Sopp als kleines Mädchen spielte. (Vitrine-Teilansicht)
Anmerkung: Maria Sopp war die  Mutter von Franz Göpfert, an den sich die älteren Lohrer wohl noch erinnern können. (Foto: Eduard Stenger)

Zu sehen ist neben der umfangreichen ständigen Ausstellung noch bis zum 20. Januar 2013 die Sonderausstellung „Ein überragender nordischer Führer? - Friedrich der Große und das Dritte Reich“.
Der Preußenkönig war in den Schulen des Dritten Reichs ständig präsent: auf Schulwandbildern, als „Lesebuch- und Anekdoten-König“, als „überragender nordischer Führer“ in den Geschichtsbüchern, als Spruchgeber für die „Wochensprüche der NSDAP“ in den Klassenzimmern, in der Freizeitliteratur der Schüler, als Werbeträger für das nationalsozialistische „WHW“ (Winterhilfswerk) usw.
In exemplarischer Weise belegt die Ausstellung am Beispiel Friedrichs des Großen die vielfältigen Möglichkeiten der ideologisch-politischen Ausdeutungen und Verfälschungen im Dritten Reich, die auch auf andere totalitäre Systeme übertragbar sind - ein interessanter Rückblick anlässlich des 300. Geburtstags eines Königs, den die Geschichte nicht ohne Grund mit dem Beinamen „der Große“ ausgezeichnet hat.

Mit einer weiteren Sonderausstellung über den Antisemitismus in Erziehung und Schule von 1871 bis 1918, also in der deutschen Kaiserzeit (in die Geschichte auch als Zweites Reich eingegangen), stimmt das Lohrer Schulmuseum seine Besucher noch bis zum 6. Januar 2013 auf mehrere Sonderausstellungen im Jahr 2013 zum Thema „Drittes Reich“ ein.
Vieles, was man als ein Ergebnis der Ideologie der Nationalsozialisten vermutet, hat seine gesellschaftlich-politischen Wurzeln in der Kaiserzeit, die Nazis brauchten sich nur zu bedienen.

Insgesamt also ein umfangreiches museales (und kostenfreies) Angebot für die Weihnachtsfeiertage, sicher auch für manche Lohrer und Sendelbacher interessant, die schon immer einmal dem Lohrer Schulmuseum einen Besuch abstatten wollten.


Das Lohrer Schulmuseum im Ortsteil Lohr-Sendelbach ist von Mittwoch bis Sonntag und an allen gesetzlichen Feiertagen jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gruppen können auch nach vorheriger Absprache außerhalb der regulären Öffnungszeiten das Museum besuchen.
(Kontakt:
Eduard Stenger, Zum Sommerhof 20, 97816 Lohr a.Main; Tel. 09352/4960 oder 09359/317, e-Mail: eduard.stenger@gmx.net
Ernst Huber
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