Das
Lohrer Schulmuseum lädt an den beiden Weihnachtsfeiertagen (Dienstag
und Mittwoch) während der regulären Öffnungszeiten von 14:00 bis 16:00
Uhr zu einem kostenlosen Besuch des Museums ein.
Mit dem
politisch-geschichtlichen Konzept, das auf die Zeit von 1789
(Französische Revolution) bis 1989 (Zusammenbruch der DDR) ausgerichtet
ist und die Abhängigkeit der Schulentwicklung und des gesamten
Erziehungswesens von totalitären Strömungen dieser Epoche akzentuiert,
hat sich das 1989 eröffnete Lohrer Schulmuseum schnell einen
überregionalen Ruf als bedeutende Dokumentationsstätte des
pädagogischen Alltags vergangener Zeiten erworben.
Großbürgerliches Wohnzimmer um 1900: Rollenverständnis in der Kaiserzeit; (Vitrine-Teilansicht)
Während der Vater die Tageszeitung liest und so sein Interesse an den politisch-gesellschaftlichen Vorgängen erkennen lässt,
sitzt die Mutter im Nebenzimmer an der Nähmaschine. (Foto: Udo Kleinfelder Lohr)
Schwerpunkte
des Museums sind das Deutsche Kaiserreich (1871-1918) und das Dritte
Reich (1933-1945). Die Anordnung der Themenkreise unter Einbeziehung
der außerschulischen Erziehung (z.B. im Elternhaus und durch die
Kirchen) verdeutlicht Ähnlichkeiten, Veränderungen und Unterschiede
dieser Zeitabschnitte.
Das Lohrer Schulmuseum zählt heute, auch in
Bezug auf Raumgestaltung und Präsentation, national wie international
zu den attraktivsten Museen seiner Art.
„Stets blank und rein der Topf soll sein.“ – „Die städtische Küche“ (Hintergrund: Bild in einem Kinderbuch um 1900)
Mädchenerziehung vor 100 Jahren: Traumberuf Hausfrau („Kinder, Küche, Kirche“); (Vitrine-Teilansicht) (Foto: Eduard Stenger)
Übrigens:
Auch in Bezug auf die Freizeitgestaltung der Kinder ermöglicht das
Museum viele interessante Einblicke in vergangene Zeiten und zeigt, wie
sehr die Kinderwünsche auch Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes waren
oder von diesem bestimmt wurden: Rollenverständnis von Mann und Frau,
technischer Stand, Militarismus, Rassismus usw. manifestierten sich
auch in den jeweiligen weihnachtlichen Geschenken für die Kinder und
entsprechend in den Angeboten der Geschäfte und Warenhäuser.
Zu sehen ist neben der umfangreichen ständigen Ausstellung noch bis zum 20. Januar 2013 die Sonderausstellung „Ein überragender nordischer Führer? - Friedrich der Große und das Dritte Reich“.
Der
Preußenkönig war in den Schulen des Dritten Reichs ständig präsent: auf
Schulwandbildern, als „Lesebuch- und Anekdoten-König“, als
„überragender nordischer Führer“ in den Geschichtsbüchern, als
Spruchgeber für die „Wochensprüche der NSDAP“ in den Klassenzimmern, in
der Freizeitliteratur der Schüler, als Werbeträger für das
nationalsozialistische „WHW“ (Winterhilfswerk) usw.
In
exemplarischer Weise belegt die Ausstellung am Beispiel Friedrichs des
Großen die vielfältigen Möglichkeiten der ideologisch-politischen
Ausdeutungen und Verfälschungen im Dritten Reich, die auch auf andere
totalitäre Systeme übertragbar sind - ein interessanter Rückblick
anlässlich des 300. Geburtstags eines Königs, den die Geschichte nicht
ohne Grund mit dem Beinamen „der Große“ ausgezeichnet hat.
Mit einer weiteren Sonderausstellung über den Antisemitismus in Erziehung und Schule von 1871 bis 1918,
also in der deutschen Kaiserzeit (in die Geschichte auch als Zweites
Reich eingegangen), stimmt das Lohrer Schulmuseum seine Besucher noch
bis zum 6. Januar 2013 auf mehrere Sonderausstellungen im Jahr 2013 zum
Thema „Drittes Reich“ ein.
Vieles, was man als ein Ergebnis der
Ideologie der Nationalsozialisten vermutet, hat seine
gesellschaftlich-politischen Wurzeln in der Kaiserzeit, die Nazis
brauchten sich nur zu bedienen.
Insgesamt also ein umfangreiches
museales (und kostenfreies) Angebot für die Weihnachtsfeiertage, sicher
auch für manche Lohrer und Sendelbacher interessant, die schon immer
einmal dem Lohrer Schulmuseum einen Besuch abstatten wollten.